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Föhrenau und der lange Weg zur Lärmschutzwand

Aktualisiert: 11. Juni

13 Jahre Engagement – ein politischer Marathon mit neuer Dynamik


Seit mehr als einem Jahrzehnt fordern Bürgerinnen und Bürger im Ortsteil Föhrenau eine Lärmschutzwand entlang der A2. Jetzt soll das Thema erneut in den Gemeinderat – mit neuen Fakten und altem Auftrag.


Wer in Föhrenau lebt, kennt das unaufhörliche Rauschen der A2. Seit Jahren klagen Bürgerinnen und Bürger über steigende Lärmbelastung – verschärft durch die Rodung des Föhrenwalds und den zunehmenden Schwerverkehr. Nun, nach über einem Jahrzehnt, kommt endlich Bewegung in das Thema, für das sich viele lange vergeblich eingesetzt haben.


Ein Antrag, ein Beschluss – und dann Stille


Im Jahr 2011 stellte Gemeinderat Valentin Schieder einen offiziellen Antrag zur Errichtung einer Lärmschutzwand. Die Begründung war nachvollziehbar: Ausbau der Rastplätze, wachsender Lkw-Verkehr und der Verlust natürlicher Schallbarrieren durch Forstmaßnahmen. Am 16. Mai 2011 wurde im Gemeinderat einstimmig beschlossen, entsprechende Maßnahmen zu prüfen. Bürgermeister Bernhard Karnthaler kündigte Gespräche mit der ASFINAG an und Lärmmessungen nach Fertigstellung der Parkplätze. Die SPÖ forderte eine Messdauer von mindestens einer Woche.

Doch konkrete Ergebnisse? Fehlanzeige. Die Öffentlichkeit hörte nie wieder etwas von den angeblich geplanten Messungen.


Der Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2011
Der Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2011

Zeitungsartikel, politische Kritik und ein Signal der Bevölkerung


Die politische Stimmung war angespannt. In der KW 17/2011 veröffentlichte die ÖVP auf ihrer Homepage einen Artikel mit dem Titel „SPÖ Lanzenkirchen voll auf Leitner-Kurs – Lärmschutzwand für Föhrenau“ und warf der SPÖ „reinen Aktionismus“ vor.



Im Mai 2012 folgten Berichte in der NÖN über die Frustration der Anrainer. Über 700 Bürger unterschrieben eine Petition, die im Juli 2012 an Verkehrsministerin Doris Bures übergeben wurde. Auch Landespolitiker Sepp Leitner signalisierte Unterstützung.

Trotz dieser Initiativen verlief sich das Thema im Sande.



Neue Fakten – neue Energie


2024 nahm sich die SPÖ Lanzenkirchen erneut der Sache an. In einer umfassenden Recherche wurden ASFINAG-Gutachten, Medienberichte, Lärmkarten, politische Aussagen und Verkehrszahlen zusammengetragen. Dabei wurde klar: Die Lärmbelastung ist hoch, der politische Wille bislang schwach.

„Wenn man sich 13 Jahre lang mit einem Thema beschäftigt und am Ende immer noch bei Null steht, dann darf man zumindest hinterfragen, ob man nicht neu ansetzen sollte“, so Kleinrath.

Ein wesentlicher Impuls ging auch vom ehemaligen Gemeinderat Valentin Schieder aus, der bereits am 13. Dezember 2024 Kontakt mit Michael Kleinrath aufnahm. In mehreren Gesprächen – zuletzt am 22. Mai 2025 – tauschten sich beide über die damalige Beschlusslage, bisherige Entwicklungen und mögliche Chancen für eine Wiederaufnahme der Thematik aus. Schieder stellte dabei eine Vielzahl an Dokumenten, Zahlen und Informationen zur Verfügung, die in die Recherchen der SPÖ Lanzenkirchen einflossen.


Die Lärminfo-Karte des Bundesministeriums für Klimaschutz zeigt mittlerweile deutlich, dass viele Haushalte im Bereich der Föhrengasse, Zwischen den Wegen und der Wechselbundesstraße in Zonen mit Dauerbelastungen zwischen 60 und 70 dB LDEN liegen. Direkt an der A2 werden sogar Werte über 70 dB erreicht – ein gesundheitliches Risiko laut WHO.



Im April 2025 zählte die ASFINAG durchschnittlich 7.968 Lkw pro Tag an der Messstelle bei Knoten Wiener Neustadt, an Werktagen sogar über 11.000. Die Faktenlage war damit klarer denn je – höchste Zeit zu handeln.


Telefonate, Anträge und eine erneute Initiative


Am 17. April und am 13. Mai 2025 führte Michael Kleinrath, Obmann der SPÖ Lanzenkirchen, zwei telefonische Anfragen an die zuständige Sektion IV im Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI). Ziel war es, herauszufinden, was mit dem damaligen Ansuchen (Unterschriftenliste) passierte und ob es aktuelle Planungen zum Projekt gäbe. Dort war keine aktuelle Maßnahme zum Thema Lärmschutzwand registriert. Ebenso wenig wusste man, was mit den Unterschriftenlisten konkret passiert sei, es wurde lediglich auf ein ASFINAG-Gutachten aus dem Jahr 2007 verwiesen, in dem wirtschaftliche Gründe gegen eine Umsetzung genannt wurden.

Am 3. Juni 2025 brachte die SPÖ Lanzenkirchen gemeinsam mit der freiheitlichen Fraktion erneut einen offiziellen Antrag ein, um das Thema Lärmschutzwand offiziell auf die Tagesordnung zu setzen. Ziel ist eine fundierte, sachliche Diskussion, in der nicht Parteipositionen im Vordergrund stehen, sondern die Interessen der Bevölkerung.


„Dass dieses Anliegen bis heute ungelöst ist, darf nicht als normal hingenommen werden,“ sagt Michael Kleinrath, Gemeinderat und Obmann der SPÖ Lanzenkirchen. „Wir haben viele Fakten recherchiert, aus Protokollen, Statistiken, Lärmkarten und politischen Aussagen. Jetzt ist es Zeit, diese Informationen auch im Gemeinderat neu zu bewerten.“

Überraschende Aussagen der ÖVP


Nur wenige Tage später – am 7. Juni – erreichte die SPÖ eine E-Mail von ÖVP-Fraktionsobmann und GGR David Diabl. Er informierte, dass laut seinen Angaben die ASFINAG bereits am 19. Februar 2025 die Umsetzung der Lärmschutzwand zugesagt habe – als Ergebnis eines Gesprächs zwischen der Gemeinde Schwarzau und dem damaligen Nationalrat und heutigen Bundeskanzler Christian Stocker.

„Am 19. Februar 2025 konnten wir – durch unsere gemeinsame Initiative mit der Gemeinde Schwarzau am Steinfeld und durch direkte Gespräche mit dem damaligen Nationalrat und heutigen Bundeskanzler Christian Stocker – die verbindliche Zusage der ASFINAG erreichen. Diese Entscheidung wurde inzwischen auch offiziell von der ASFINAG bestätigt und kommuniziert.“ (Diabl per Mail)

Ein Gespräch, das öffentlich bisher unbekannt war. Eine offizielle ASFINAG-Bestätigung dieser angeblich fixierten Umsetzung lag zunächst nicht vor. In seiner Antwort bat Michael Kleinrath um Übermittlung eines schriftlichen Nachweises.


Ein Projekt auf der To-Do-Liste – aber mit Hürden


Am 10. Juni führten wir ein Gespräch mit einem Projektverantwortlichen bei der ASFINAG. Dieser bestätigte, dass das Projekt sehr wohl auf der internen To-Do-Liste stehe. Eine Umsetzung sei grundsätzlich geplant. Aufgrund der aktuellen Vorgaben der Bundesregierung seien die finanziellen Spielräume derzeit jedoch stark eingeschränkt. Ein realistischer Baubeginn vor 2028 sei daher aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.


am 31.5.2011 wurden bereits Gespräche zum Thema Lärmschutzgeführt mit damaligen (v.l.nr.)  GR Karl Brandlhofer, Bgm. Alfred Filz, GGR Valentin Schieder, Dipl.-HTLIng. Karl Zeilinger ASFINAG, GR Michael Haze
am 31.5.2011 wurden bereits Gespräche zum Thema Lärmschutzgeführt mit damaligen (v.l.nr.) GR Karl Brandlhofer, Bgm. Alfred Filz, GGR Valentin Schieder, Dipl.-HTLIng. Karl Zeilinger ASFINAG, GR Michael Haze

Koordination und Kommunikation – ein Appell an die Gemeinde


Am 11. Juni folgte ein weiteres Gespräch zwischen Kleinrath und Diabl. Dabei wurde deutlich: Auch in der ÖVP ist man sich nicht sicher, wie belastbar die Aussagen tatsächlich sind. Diabl verwies auf eine mögliche Pressemitteilung, die es diesbezüglich geben soll. Gleichzeitig erneuerte er seine Einladung an alle Fraktionen, künftig enger zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Anliegen frühzeitig zu koordinieren.

Kleinrath nahm diesen Vorschlag positiv auf, betonte aber, dass es eine Frage von Transparenz und Verlässlichkeit sei. Denn: Wer von einer Umsetzung spricht, muss sie auch beweisen können.


Ausblick: Was jetzt zählt


Der aktuelle Druck zeigt mögliche Wirkung. Erstmals nach 13 (!) Jahren gibt es Anzeichen dafür, dass das Projekt in greifbarere Nähe rückt. Die SPÖ Lanzenkirchen wird weiterhin dranbleiben, regelmäßig informieren und auch nach der Gemeinderatssitzung den Diskurs öffentlich führen.

Für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger ist das ein wichtiges Signal: Es gibt Bewegung – aber noch keinen Spatenstich. Jetzt liegt es an der Gemeinde, an allen Fraktionen und an der ASFINAG, die nächsten Schritte offen und nachvollziehbar zu setzen. Vorerst abschließend meint Michael Kleinrath dazu:

„Es geht uns nicht darum, alte Geschichten aufzuwärmen oder politisch anzupatzen. Was zählt, ist das Anliegen selbst und die Tatsache, dass es nach all den Jahren wieder Bewegung gibt. Der Austausch mit der ÖVP hat gezeigt, dass in wichtigen Fragen sehr wohl ein gemeinsames Vorgehen möglich ist. Genau das ist unser Stil: zuhören, recherchieren, offen ansprechen und, wo es möglich ist, gemeinsam weiterkommen. Wenn es um die Lebensqualität der Menschen geht, sollte das Verbindende immer wichtiger sein als das Trennende.“

 
 
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